Lego Staat

de re publica: Den perfekten Staat aus LEGO Steinen bauen

Die Schulzeit meines Abiturjahrgangs in Latein neigt sich so langsam dem Ende zu und bevor es in die stressige Abitur-Phase geht, wollte ich noch eine nette „besondere“ Aufgabe machen, allerdings natürlich mit Bezug zum niedersächsischen KC-Thema, was bei mir im Lateinunterricht Ciceros Werk „de re publica“ war. In diesem geht es vor allem um die Frage nach dem perfekten Staat und wie dieser aufgebaut bzw. welche Institutionen dieser haben sollte. Diese Frage wollte ich meine Schüler*innen auch gerne beantworten lassen, doch anstatt dies schriftlich oder in einem Schaubild machen zu lassen, habe ich mich für eine Methode entschieden, wo ich mir selbst ein wenig unsicher war, ob das klappt: Den eigenen Staat mit Legosteinen zu bauen.

Idee und Planung

Der Ursprung dieser Idee entstammt tatsächlich größeren Aufräumarbeiten, bei welchen ich meinen alten Karton mit Legosteinen wiedergefunden habe. Da ich kurz zuvor einen Workshop zum Thema LEGO Serious Play mit Julian Kea besucht habe, hatte ich dadurch schon einige Ideen bekommen, wie man Lego in Bildungsformaten nutzen kann. Als ich dann meine alten Steine wiederentdeckt hatte, wusste ich, dass diese dann auch gleich ihren Weg in meinen Unterricht finden werden. Ein wirklich konkreter Anlass fehlte mir jedoch, bis ich schließlich die Idee des „eigenen Staat bauen“ mit Lego verknüpfte.

Lego-Steine 1

Der eigentliche Arbeitsauftrag war dann auch relativ kurz und ziemlich offen gefasst:

In seinem Werk „de re publica“ stellt uns Cicero seine Vorstellung eines perfekten Staates vor, welche bei ihm „zufällig“ wie die klassische römische Republik aussieht. Doch wie würde „euer“ perfekter Staat aussehen? Entwerft euren „Traumstaat“ und geht dabei vor allem auf die Punkte „Politischer Aufbau“, „Regierungsform“ und „Rechte der Bevölkerung“ ein. Illustriert eure Ergebnisse mit Lego-Steinen.

Der eigentliche Inhalt orientiert sich dabei an dem Semesterthema und war hier am Ende angesiedelt. Die Schüler:innen hatten sich also schon mit Cicero, seinen Ideen und Idealen und Gedanken zum „perfekten Staat“ befasst.

Umsetzung und Fazit

Die Schüler:innen reagierten etwas skeptisch auf die Idee, fingen dann aber schnell an, sich an die Umsetzung zu denken. Während einige sich erst Gedanken zu ihrem Staat machten, fingen andere direkt an zu bauen und ihn quasi dabei zu entwerfen. Hier stellte sich natürlich die Frage, wie die Illustration mit Lego denn aussehen solle, aber schnell entwickelten Schüler:innen kreativ Ideen: So baute einer Räder unter seinen Staat, was symbolisieren sollte, dass der Staat immer in Bewegung ist und ein perfekter Staat an sich nie abgeschlossen wäre. Ein anderer stellt eine Windschutzscheibe vor seinen Staat, die Transparenz der verschiedenen Institutionen symbolisieren sollte. Dasselbe adaptierte eine andere Schülerin mit Pflanzen, die die Bedeutung des Umweltschutzes hervorheben sollten. Allerdings waren nicht alle Ideen so gut durchdacht, einige bauten auch etwas merkwürdige Konstrukte, wo die Anbindung an den theoretischen Kontext nicht mehr so ganz erkennbar an. In der Reflektion erwähnten sie dann auch, dass sie da einfach „von der Bauwut“ übermannt worden wären.

Legosteine Ergebnisse
Legosteine Ergebnisse

Insgesamt entstanden am Ende mehrere Staaten, die sich wirklich merklich voneinander unterschieden. Während viele Bezüge zur gewählten Staatsform, den Rechten der Bevölkerung oder z.B. dem Staatsoberhaupt herstellen konnten, zeigte sich die von mir gewährte Offenheit jedoch insofern schwierig, da nicht alle Schüler:innen wussten, wie genau sie nun vorgehen sollten. Somit wurden am Ende auch Staaten gebaut, die von meinem eigentlichen Gedanken ein wenig weit weg waren. Trotzdem zeigte sich die Verknüpfung dieses sehr theoretischen Gedankens mit einer kreativen Bastelmethode wie Lego als gleichermaßen spaßige, wie auch anspruchsvolle Aufgabe. Insofern freut es mich, dass ich diese Methode einmal ausprobiert habe, wenngleich ich beim nächsten Mal sicherlich konkreter sein werde und etwas bauen lasse, was auch wirklich physisch vorhanden ist. Für einen Abitur-Kurs mag das abstrakte Darstellen von Staatsformen mit Lego funktionieren, aber jüngere Schüler:innen wären da wohl zu überfordert gewesen. Spass hat es trotzdem gemacht und ich bin schon gespannt, was dann so als nächste gebaut wird.

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