Meine Fünftklässler spielen nach wie vor sehr gerne Videospiele. Ganz vorne dabei ist auch heute noch Minecraft, welches bereits 2011 erschien. In diesem Spiel kann man u.a. mit zahlreichen unterschiedlichen Blöcken spielerisch sehr viel bauen. Seit einigen Jahren gibt es mit Minetest eine OpenSource-Variante, welche kostenlos heruntergeladen werden kann. Sie bietet im Prinzip dieselben Möglichkeiten, kann aber durch ihren OpenSource-Ansatz sehr gut für Unterrichtszwecke genutzt werden. So gibt es z.B. eigene Kurse vom Landesmedienzentrum in Baden-Württemberg.
Seit diesem Jahr haben wir durch ein Update auch an unserer Schule Rechner, auf welchen Minetest installiert wurde und somit zugänglich ist. Ich habe mir gleich überlegt, was man damit so machen kann und mir kam direkt die Idee, meine Schüler:innen etwas bauen zu lassen. Da ich mit meinen Sechstklässlern gerade das Thema Ägypten gemacht habe, bot es sich natürlich an, eines der größten Bauwerke der Menschheitsgeschichte aufzugreifen: Die Pyramiden. Diese sollten von meinen Fünftklässlern nachgebaut werden.
Der Aufbau der Einheit
Im Prinzip begann alles sehr klassisch. Wir haben uns mit den Pyramiden generell beschäftigt und geschaut, welche Funktionen sie im damaligen Ägypten hatten. Nachdem wir dann ihre Rolle v.a. als Grabstätte des Pharao herausgearbeitet hatten, schauten wir uns einige an und dort fiel den Schüler:innen auf, dass die Pyramiden unterschiedlich aussahen. Einige waren „klassisch“ spitz zulaufend, andere eher rechteckig und andere flach. Die unterschiedlichen Pyramidenarten (Mastaba, Stufenpyramide und die „klassische“ Pyramide mit geraden Kanten) sollten dann im nächsten Schritt thematisiert werden. Hier kam dann auch Minetest ins Spiel: In drei Gruppen sollten sich die Schüler:innen die drei zuvor genannten Pyramidenarten erschließen: Wie hießen sie? Wann wurden sie zum ersten Mal gebaut? Welche Besonderheiten gab es? All dies sollten sie auf einem Ergebnisblatt festhalten. Material waren dabei drei individuell erstellte Info-Blätter mit Darstellungstexten.
Die in den Gruppen gesammelten Ergebnisse sollten dann aber nicht einfach präsentiert, sondern in Minetest nachgebaut werden. Mein Gedanke war es, dass die Schüler:innen eine Art „Tal der Könige“ nachbauen, in welchem sich dann die unterschiedlichen Pyramiden finden und „besucht“ werden können. Zudem sollten sie dann gegenseitig vorgestellt werden. Dazu habe ich einen Server bei Minetest aufgesetzt (wie das geht, findet ihr wesentlich ausführlicher hier) und eine Ebene erstellt, in welcher nichts außer leere Fläche vorhanden war. Dann habe ich für alle Schüler:innen eigene Accounts erstellt, mit welchen sie sich dann einloggen konnten.
Generell bestand der gesamte Aufbau der Einheit aus vier Stunden. In der ersten Stunde haben sich die Schüler:innen die Informationen über die Pyramiden erarbeitet. In den Stunden 2 und 3 haben sie dann ihre Pyramiden in Minetest gebaut, wobei gerade die erste Stunde auch dafür genutzt wurde, die grundlegende Steuerung zu erklären. In der vierten Stunde haben wir uns die Pyramiden dann angeschaut und die Schüler:innen haben „ihre“ Pyramiden inklusive der Hintergrundinformationen vorgestellt.
Die Ergebnisse
Die Schüler:innen fingen nach dem Durcharbeiten ihrer Texte dann mit dem Bauen an und bauten nach und nach ihre Pyramiden auf. Bevor ich näher auf die einzelnen Ergebnisse eingehe, möchte ich an dieser Stelle einmal einige Ergebnisse zeigen:
Auf den Fotos seht ihr nun die verschiedenen Ergebnisse. Die Schüler:innen haben ihre jeweiligen Pyramiden gebaut und teilweise sogar Ergänzungen wie Grabkammern etc. gebaut. Es finden sich alle drei Pyramidenarten wieder und sie wurden im Rahmen des Spiels auch ganz gut umgesetzt. Ich zeige in den Fotos exemplarisch größtenteils gelungene Beispiele, es sei aber angemerkt, dass es auch einige Pyramiden gab, die nicht ganz so gut wie die hier gezeigten Beispiele waren.
Insgesamt zeigte sich dann in der „Präsentationsstunde“, dass die Schüler:innen nicht nur Spaß beim Bauen hatten, sondern die aus dem Material erarbeiteten Inhalte spielerisch umsetzen konnten. Die Pyramiden wurden im Rahmen des Spiels gut gebaut, wobei die Schüler:innen z.B. anmerkten, dass es gerade für die „klassische“ Pyramide problematisch war, dass im Spiel alles aus Blöcken bestünde und eine gerade Kante gar nicht wirklich möglich wäre. Ansonsten wurde aber erklärt, dass die Pyramiden Grabkammern waren, dass es dort auch Beilagen gab, dass der stufenhafte Bau dem Pharao den Weg in den Himmel erleichtern sollten etc. Interessant waren die individuellen Details, wenn Schüler:innen die Pyramiden und das Umfeld z.B. geschmückt oder der Pyramide eine goldene Spitze gebaut haben. Teilweise war dies sehr authentisch gebaut, teilweise aber auch etwas frei (z.B. mit der Mauer um die Pyramide).
Fazit
Das Bauen der Pyramiden in Minetest hat auf vielen Ebenen gut funktioniert, wenngleich es noch einige Punkte gibt, an denen ich bei einer Wiederholung noch etwas arbeiten muss. Die Schüler:innen haben viel Wissen über die Pyramiden erworben und durch den Bau auch einmal „nacherlebt“, wie kompliziert der Bau sein kann bzw. damals gewesen sein muss. Denn einige hatten es nicht so ganz geschafft, ihre Idee im Kopf auch im Spiel umzusetzen. Das gemeinsame Vorstellen und Zeigen der Pyramiden war eine tolle Erfahrung, da hier viele ihre tollen Pyramiden auch mit Stolz präsentierten und oftmals Anerkennung von den Mitschüler:innen bekamen. Die Arbeit mit dem Spiel selbst klappte tendenziell gut, die grundlegenden Befehle wurden schnell verinnerlicht und auf Nachfrage konnten auch komplexere Gegenstände eingebaut werden. Trotzdem wäre hier ggf. eine Stunde sinnvoll, in welcher man nur die grundlegende Steuerung erklärt, damit man in der „Arbeitsstunde“ dann direkt starten kann.
Ich freue mich schon sehr auf eine erneute Durchführung in einem anderen Setting, mal schauen, was dann so gebaut wird. 😉
Link zum Material
Material “Mit Minetest Pyramiden im Geschichtsunterricht bauen”