Seit kurzem haben wir auf unserer Schule Zugang zu den KIs von fobizz und toteach. Da es bei fobizz relativ einfach möglich ist, Klassenräume zu erstellen und den Schüler:innen Zugang zu den verschiedenen KI-Tools von fobizz zu geben, hatte ich mir überlegt, wie man im Unterricht sinnvoll mit KI arbeiten könne. Wichtig war mir, dies nicht losgelöst vom eigentlichen Inhalt zu tun und gleichzeitig aber auch Chancen und Probleme beim Arbeiten mit KI speziell im Lateinunterricht aufzuzeigen. Am Ende habe ich mich für den folgenden Weg entschieden, welchen ich euch heute einmal genauer vorstellen möchte. Ich habe ihn in meiner siebten Klasse (zweites Lehrjahr) eingesetzt.
Arbeit mit der Chat-KI: Hilfe bei Übersetzung und Grammatik.
Zum einen sollten die Schüler:innen meiner siebten Klasse die Chat-KI von fobizz nutzen, um damit einen Text zu übersetzen und Prädikate des lateinischen Textes genauer zu bestimmen. Ich habe den Schüler:innen den zu übersetzenden Text (Abschnitt von Lektionstext 11, pontes, Thema: Eroberung Troias) digital zugeschickt, sodass sie im Prinzip diesen einfach mit dem Prompt „Übersetze den vorliegenden Text in angemessenes Deutsch“ übersetzen konnten. Wichtig war es mir dabei, dass sie das nicht nur „für sich“, sondern ihre Ergebnisse auch mit den Sitznachbarn vergleichen sollten. Denn hierbei hörte man schon die ersten überraschenden Anmerkungen, dass es unterschiedliche Ergebnisse gab. Gerade bei polysemen Wörtern wie z.B. ducere wurden mehrere Möglichkeiten genannt, die dann in der gemeinsamen Nachbesprechung gut diskutiert werden konnten. Auch bei den Pronomina (hic und ille) gab es oft größere Unterschiede, ob nun von dieser, jener (oder einfach nur von „der“) Seherin Cassandra gesprochen wurde. Gerade an solchen Stellen zeigte sich die anschließende Debatte um die „angemessenste“ Übersetzung als sehr gewinnbringend. In Bezug auf die Übersetzungsleistung an sich haben wir festgestellt, dass die KI den Text schon ziemlich gut und genau übersetzt hat. Auch grammatisch schwierigere Stellen wurden korrekt übersetzt, wenngleich ein Lehrbuchtext für Klasse 7 sicherlich nicht das schwierigste Niveau bietet.
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Spannender sah es da schon bei der Grammatik-Aufgabe aus. Hier sollten die Schüler:innen mithilfe der KI die Prädikate im Text markieren: Ein Prädikat im Präsens sollte dabei unterstrichen, eines im Perfekt umkringelt werden. Auch hier fragten die Schüler:innen die KI direkt, ob sie die Prädikate im Text nennen und gleich bestimmen könnte. Die Ergebnisse waren hier jedoch diverser und teilweise auch wirklich faktisch falsch. So wurde z.B. ein im Text auftauchendes monuit mehrfach als Präsens bezeichnet. Bei anderen wurde est nicht erkannt und teilweise wurden Substantive wie equo als Prädikate bestimmt. Auch wenn ein Großteil der Prädikate korrekt erkannt und bestimmt wurde, zeigten die vielen unterschiedlichen Fehler hier, dass man der KI nicht blindlings vertrauen könne. Gerade bei genaueren Grammatik-Bestimmungen macht sie immer noch Fehler und hier war es wichtig, die Aufgabe noch einmal gemeinsam zu besprechen. Zumal sie auch die eigentliche Markierung nicht vorgenommen hat.
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Arbeit mit der Bild-KI: Visualisierung der Eroberung Troias
Nach der Chat-KI wollte ich dann gerne auch noch die Bild-KI nutzen. Hier bot sich die Sage um die Eroberung Troias mit dem troianischen Pferd perfekt zum Illustrieren an. Die Schüler:innen bekamen die fobizz-KI und sollten mit dieser nun einzelne Abschnitte des übersetzten Textes als Bild erstellen lassen. Am Ende sollten die Bilder dann vorgestellt und von den Mitschüler:innen innerhalb der Sage zugeordnet werden. Hier hatten die Schüler:innen viel Spaß am Probieren, da die KI auch gute Ergebnisse liefert. Wichtig ist nur, den „Anbieter“ bei der fobizz-KI von Stable Diffusion XL zu OpenAI DALL E3 zu ändern, da dieser wesentlich bessere Ergebnisse lieferte. Einige der Ergebnisse habe ich euch mitgebracht:
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Natürlich waren auch einige „Quatsch“-Ergebnisse dabei, aber am Ende hatten die Schüler:innen viele gute Ergebnisse gepromptet und wir konnten anhand dieser Beispiele gut noch einmal die Sage um die Eroberung Troias wiederholen und abschließen.
Fazit
Insgesamt bin ich sehr zufrieden gewesen mit dem Einsatz der KI in meinem Lateinunterricht. Meine Siebtklässler konnten KI in einem gesteuerten Rahmen selbst einmal ausprobieren und dabei positive und auch kritische Erfahrungen sammeln. So haben sie erkannt, dass die KI schon viel, aber eben nicht alles kann, weshalb es wenig hilft, sich z.B. beim Übersetzen nur darauf zu verlassen. Als Gesamtfazit konnten wir formulieren, dass man durchaus mit KI arbeiten kann, sich aber bewusst sein sollte, dass sie das eigene Denken nicht ersetzt, vor allem, wenn man mal (wie in der Arbeit z.B.) keinen Zugriff darauf habt. Gerade bei schwierigen Stellen oder kreativen Aufgaben kann sie aber auch Inspiration geben und z.B. Gedanken oder Texte gut visualisieren. Die Schüler:innen machten in der Einheit schon einen relativ reflektierten Eindruck am Ende, aber ob diese kurze Einheit aber auch wirklich etwas gebracht hat, werden die nächsten Stunden (und auch Hausaufgaben) zeigen.